Mit dem Camper von Adelaide nach Melbourne

Mein letzter Besuch Down Under lag bereits 10 Jahre zurück. Als ich mit Kollegen im Juni 2018 nach Australien reiste, nahm ich also die Chance war und verlängerte meinen Aufenthalt dort. Was aber unternehmen in nur 10 Tagen in einem Land, welches in etwa die Fläche von ganz Europa hat? Da die „Dienstreise“ in Adelaide endete, entschied ich mich ganz einfach allein mit einem Camper von dort bis nach Melbourne zu fahren. Im australischen Winter.

Southern Ocean Drive Teil 1

Einfach los fahren ohne Stress, das war der Plan. Es wird sich schon zeigen, wie viel ich tatsächlich zu sehen bekomme. So nahm ich in Adelaide meinen Camper entgegen und machte mich zunächst auf zum Supermarkt, um zumindest für die ersten Tage mit Essen und Trinken versorgt zu sein. Da ich Adelaide selbst bereits kannte, führte mich mein Weg möglichst schnell raus aus der Stadt und an die Küste. Sobald ich die Küste erreichte, fuhr ich entlang des Southern Ocean Drive und hielt an jedem Aussichtspunkt, sofern mir danach war. Bereits an diesem Tag erwartete mich mein erstes Highlight. In Meningie am Coorong Nationalpark sah ich Pelikane. Noch nie hatte ich Pelikane in der freien Natur gesehen, erst recht nicht so viele. Direkt parkte ich den Camper, um ausreichend Bilder und Videos zu machen. Die Aufregung und Vorfreude auf die kommenden Tage stieg. Es dämmerte bereits als ich mein erstes Übernachtungsziel Kingston erreichte, der Strand und ein Foto mit dem Lobster mussten auf den nächsten Morgen verschoben werden.

Southern Ocean Drive Teil 2

Der Southern Ocean Drive führte mich weiter über Robe nach Mount Gambier. Selbstverständlich fuhr ich den Loop um den Blue Lake und verließ meinen kleinen Camper, um Aussichtspunkte wie den Hoo Hoo Lookout und Centenary Tower zu erklimmen. Mein Tagesziel war jedoch Naracoorte. Da die Zeit etwas drängte, gab es ein Brot als schnelles Mittagessen im Camper und noch einen kurzen Stopp am Umpherston Sinkhole. Zur Dämmerung, und gerade noch rechtzeitig zur letzten Tour des Tages, erreichte ich die Naracoorte Caves, Südaustraliens einziges UNESCO Weltnaturerbe. Die Zeit reichte für die Tour durch die Alexandra Tropfsteinhöhle, die kleine Ausstellung im Ticketshop war jedoch bereits geschlossen. Im Dunkeln traf ich dann am Campingplatz ein, mit der Erkenntnis, dass auch in Australien die Wintertage kürzer sind.

Naracoorte

Die ersten Tage hatten mir deutlich gezeigt, dass man sich doch nicht einfach so treiben lassen kann, wenn einem als Reiseberater all diese tollen Orte im Hinterkopf herum schwirren. Von den Winternächten im unbeheizten Camper bereits etwas gerädert, suchte ich im überschaubaren Zentrum von Naracoorte eine Apotheke auf und kaufte etwas gegen Halsschmerzen. Schließlich möchte ich in meinem Urlaub nicht noch krank werden. Ich schoss noch ein paar Bilder und kehrte zu meinem Camper zurück, den ich noch schnell betanken wollte, bevor es weiter geht. Dies stellte mich vor eine neue Herausforderung. Nur einmal schnell tanken, an einer Tankstelle ohne Tankwart und Shop? Auch ein Automat war an der Zapfsäule nicht zu finden. Ein Stück weiter sichtete ich den Automaten für alle zwei Zapfsäulen der großen Tankstelle. Wie funktioniert dieser Automat nun, damit genau meine Zapfsäule freigeschaltet wird? Selbstverständlich gab es für Leute wie mich eine super Erklärung an dem Automaten. Allerdings wurde ich etwas nervös, da ein weiteres Auto zum Tanken parkte und ich dieses nicht ewig aufhalten wollte. Wieso funktioniert das Tanken bei uns auch anders? Zum Glück waren es zwei vergnügte ältere Australier, die mir auf die Schnelle den Tankautomaten erklärten. So hielt ich noch ein nettes Pläuschchen, bevor ich mit vollem Tank und von der Situation amüsiert nach Victoria aufbrach.

Der Weg ist das Ziel!

Mein ursprünglicher Plan mich einfach mal treiben zu lassen kam mir wieder in den Sinn. Getreu dem Motto „Always take the scenic route“, wie es auch groß auf meinem Camper abgedruckt war, fuhr ich also nicht die Hauptstraßen entlang, sondern einfach drauf los in Richtung der Grampians. Mein Weg führte mich über Straßen, die gerade einmal Platz für ein Auto booten, jedoch in beide Richtungen zu befahren waren. Ein durchaus ungewohntes Bild für mich, wo ich doch bisher die weiten Straßen Australiens kannte. Diese Fahrt genoss ich jedoch umso mehr. Bis auf wenige Australier, traf ich auf keine anderen Autos. Ich fuhr entspannt vorbei an den Weidelandschaften, traf an einer Straßenecke auf die Minions und erreichte bei Brimpaen nun auch offiziell die Scenic Route.

Die Grampians

Von Brimpaen bis nach Halls Gap führt eine schmale kurvenreiche Straße durch den Grampians Nationalpark. Sobald sich die Bäume lichten, eröffnen sich großartige Ausblicke über die bergige Landschaft. Jedoch konnte ich diese kaum genießen, da ich so auf‘s Fahren konzentriert war. Zum Genießen gibt es glücklicherweise die beeindruckenden Aussichtspunkte unterwegs. So stieg ich die Stufen zu den Broken Falls und MacKenzie Falls hinab, stoppte am „Reds Lookout“ und spazierte zu „The Balconies“. Am Abend war Halls Gap erreicht und ich besuchte noch schnell die Tourist-Info, bevor sie schloss. Schließlich brauchte ich noch Tipps für den kommenden Tag. Die Empfehlung war den Mount William hinauf zu wandern. Dies sei zwar der höchste Berg der Region, jedoch leicht zu besteigen. Selbst Kinder gehen dort hoch. Aktuell läge dort sogar Schnee, was nicht allzu häufig vorkommt. So war es dann auch fast. Eine erneute schmale und kurvenreiche Straße führte mich zu dem bereits fast vollen Parkplatz am Mount William. Durchaus brachen einige Familien auf, um den Gipfel zu erklimmen. Auf dem ersten Blick erschien dies auch nicht schwierig, da ein etwa 1,8 km langer geteerter Weg auf den Gipfel führt. Die Schwierigkeit lag jedoch in der Steigung und somit reichte einigen Wanderern bereits die Aussicht auf halber Strecke. Ich bin weiter bis auf den Gipfel gestiegen, dort musste ich mich der Natur geschlagen gegeben. Es war zugezogen und nur gelegentlich konnte ich zwischen den Nebelschwaden die Aussicht genießen. Schnee war auch nicht wirklich zu finden. Lediglich Schneereste und gefrorene Pfützen, die vermuten ließen, dass es hier vor kurzem geschneit hatte. Dennoch hatte es sich für mich gelohnt, sei es auch nur für die morgendliche Sporteinheit. Im Anschluss setzte ich meine Fahrt fort in Richtung Küste und unterbrach diese lediglich, um einen Blick zurück auf die südlichen Grampians zu werfen.

Die Great Ocean Road, Teil 1

In Warrnambool suchte ich die Tourist-Info im Shop des Flagstaff Hill Maritime Village auf, um Karten und Infomaterial über die Great Ocean Road zu erhalten. Ich erhielt eine Karte und wurde für weiteres Material an die Information in Apollo Bay und Lorne verwiesen. Da ich nun schon einmal in Warrnambool war, besuchte ich noch gleich das Freilichtmuseum und erfuhr einiges über die Geschichte der Shipwreck Coast. Ich aber wollte lieber zurück in die Natur, daher verließ ich Warrnambool schnellstmöglich um mir einen ruhigeren Platz für die Nacht zu suchen. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichte ich die Aussichtspunkte der Bay of Islands und anschließend noch die Bay of Martyrs. Einfach nur unbeschreiblich schön. Im Great Ocean Road Tourist Park in Peterborough, fand ich meinen Stellplatz für die Nacht. Noch heute schwärme ich von diesem Campingplatz. Sehr sauber, eine super ausgestattete Küche und ein schöner Spielplatz für Kinder. Noch dazu waren die Gastgeber sehr herzlich und haben super Tipps zur Region gegeben.

Die Great Ocean Road, Teil 2

Mir standen nun all die bekannten Aussichtspunkte bevor. Zunächst war ich etwas enttäuscht, denn während der Fahrt war nur Buschland aber kein Ozean zu sehen. Die Aussichtspunkte bieten dafür Küstenlandschaft und Ozean satt. Plötzlich hatte es Charme, das Wasser nicht durchgehend zu sehen. Ich wusste nie was mich am nächsten Aussichtspunkt erwartet, schließlich konnte ich von dem Ausblick während der Fahrt nichts erahnen. Ich besuchte somit The Grotto, London Arch, Loch Ard Gorge, die Twelve Apostels und Gibson Steps. Wo es ging, brach ich zu kurzen Wanderungen auf. Besonders angetan hatte es mir der Stopp am Loch Ard Gorge, da es dort so viele Aussichtspunkte und Wege gibt. Mein absoluter Favorit war der Spaziergang zum Sheerbrook River, da bis dorthin kaum jemand ging und ich die Natur ganz für mich allein genießen konnte. Denn trotz des Winters waren einige Autos und wenige Busse entlang der Great Ocean Road unterwegs. Ich erreichte den Great Otway Nationalpark und machte einen Abstecher zum Cape Otway, da auf diesem Weg häufig Koalas zu sehen sein sollen. Ich hatte leider kein Glück und da mir der Sinn auch nicht nach einem weiteren Museum stand, setzte ich meine Fahrt nach Apollo Bay fort. Aufgrund der Wintersaison und da ich Alleinreisende war, gewährte man mir einen Rabatt auf dem Campingplatz. Oh, wie ich die australische Gastfreundschaft liebe! Noch ein schneller abendlicher Spaziergang am Strand und schon wieder ging ein Tag zu Ende.

Die Great Ocean Road, Teil 3

In Apollo Bay suchte ich noch schnell den Supermarkt und die Tourist-Info auf. Schließlich wollte ich auf der Weiterfahrt nichts verpassen. Was mir am Vormittag bereits dämmerte, wurde mir hier erneut bestätigt. Meine Zeit in Australien reichte einfach nicht aus. So viele kurze Wanderungen hätte ich im Great Otway Nationalpark rund um Apollo Bay gern noch unternommen, doch ich musste weiter. Ich fuhr nach Lorne und besuchte erneut die Tourist-Info, um mir Tipps für den Rest der Great Ocean Road zu holen. Ich spazierte noch etwas entlang der Promenade und Seebrücke im schönen Ort. Der folgende Teil der Great Ocean Road verfügt nun nicht mehr über die Vielzahl an beeindruckenden Aussichtspunkten entlang der Küste, wie sie die vorherigen Etappen hatten. Nun ging es tatsächlich darum, mit Blick auf den Ozean, entlang der Steilküste zu fahren. Da ich mich noch im Cape Otway Nationalpark befand, gab es aber selbstverständlich auch hier lohnenswerte Abstecher. Ich besuchte unter anderem Teddy’s Lookout, die Erskine Falls und Split Point Lookout. Durch das Tor der Great Ocean Road fuhr ich hindurch, habe mir jedoch nicht die Mühe gemacht, für ein Foto zu halten. Dafür erfolgte jedoch der Abstecher zum berühmten Surferstrand Bells Beach. Der Wind blies mir ins Gesicht während ich das Getümmel der Surfer im Wasser verfolgte. Abgesehen davon, dass ich kein Surfboard hatte, war ich eindeutig zu unerfahren, um hier ins Wasser zu steigen….und zu kalt war es mir noch dazu. Mein Stopp für die Nacht war Torquay. Auch hier unternahm ich einen abendlichen Spaziergang zum Strand und durch den Ortskern. Im Taylor Park faszinierte mich die Vielzahl an Kakadus und deren Gekreische. Die ganze Zeit freute ich mich bereits auf‘s Shoppen in Surf City, welches am nächsten Morgen anstand. Vor dem Vergnügen besuchte ich noch das Australian National Surf Museum. Durchaus interessant. Meine Shoppinglaune verflog dann leider recht schnell, als ich feststellen musste, dass die Australier im Wintersortiment eher triste Farben haben und die gewünschten bunten Surfershirts und -shorts nicht vorzufinden waren. Für ein paar Mitbringsel hat es dennoch gereicht.

Phillip Island

Möglichst schnell musste ich von der Great Ocean Road nach Phillip Island gelangen, da der einzig vorgebuchte Campingplatz meiner Reise zeitig schloss. Durch Melbourne wollte ich dennoch nicht fahren, also nahm ich die Fähre von Queenscliff nach Sorrento. Ein voller Tag blieb mir auf Phillip Island, bevor ich den Camper in Melbourne abgeben musste. Um auf jeden Fall die Hauptattraktionen zu sehen, hatte ich den 4 Park Pass Plus des Phillip Island Nature Parks vorab gebucht. Das Koala Conservation Centre lag gegenüber dem Campingplatz und somit war dies mein erster Stopp. Zahlreiche Koalas bekam ich zu Gesicht, sogar sehr nah, weil Sie das Geländer dem Baum vorzogen. Den weiteren Vormittag verbrachte ich damit um die Insel zu fahren und an Lookouts und in Cowes Halt zu machen. Wieder hatte ich Pech, denn es sollen an dem Tag Wale gesichtet worden sein, ich sah jedoch keine. Den Nachmittag verbrachte ich in der Antarctic Journey und nahm dann die „Alternative route to Penguin Parade“. Die Straße war unbefestigt und somit hätte ich Sie eigentlich nicht fahren dürfen. Da man auf der schmalen Straße entlang der Küste eh nur langsam fahren konnte, stellte dies aber kein größeres Problem dar. Diese Empfehlung aus dem Koala Conservation Centre war wirklich super. Die Fahrt lohnte sich nicht nur aufgrund der Aussicht auf den Ozean, sondern auch aufgrund der vielen Wallabys, die sich hier zeigten. Am Ende des Weges erhascht man einen kurzen Blick auf die Tribünen der Pinguin Parade und ist dann schon fast am Parkplatz. Wie ich feststellen musste, ist die Pinguin Parade ganzjährig sehr gut besucht. Ich war froh über mein Plus Ticket, da ich somit zumindest auf einer kleineren Tribüne Platz nehmen konnte. Ich hatte Glück und konnte direkt am Weg Platz nehmen. Lediglich Glas trennte mich von den Pinguinen, die den Weg zu ihren Nestern suchten. Allerdings war es mir von meinem Platz aus nicht möglich zu sehen, wie sie an den Strand surften, denn aufstehen durfte man nicht. Um die Pinguine nicht zu stören, wird man gebeten still sitzen zu bleiben und auch keine Fotos zu machen. Dafür kann man im Nachhinein online Bilder von diesem Tag erhalten. Mein Fazit: Trotz der vielen Menschen einen Besuch wert. Die kleinen Racker sind einfach so drollig. Bevor es am nächsten Tag nach Melbourne ging, machte ich noch eine kleine Wanderung im Phillip Island Nature Park und besuchte Churchill Island. Die Vorführungen wie Schafescheren oder Hütehunde fanden erst am Nachmittag statt, einen guten Einblick in den einstigen Sommersitz eines Bürgermeisters von Melbourne erhielt ich dennoch. Allein die Fahrt dorthin war ein kleines Abenteuer über die schmale Straße und eine einspurige Brücke.

Melbourne

Melbourne kannte ich bereits von meinem vorherigen Besuch in Australien. Daher lag mein Fokus auch nicht auf der Stadt, sondern sie diente lediglich als Abgabepunkt für den Camper und Gate für den Rückflug nach Deutschland. In St. Kilda gab ich den Camper ab und musste dann irgendwie in die Stadt gelangen. Also habe ich in einem 7-Eleven schnell eine myki Karte gekauft, etwas Geld drauf geladen und schon konnte es mit der Straßenbahn bis zur Southern Cross Station gehen, wo sich direkt gegenüber mein Hotel befand. Für weitere Erkundungen innerhalb der Innenstadt braucht man die myki Karte jedoch nicht wirklich, denn in Melbourne sind die öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb des City Circles kostenlos. Im Hotel angekommen, blieb mir gerade noch Zeit mich frisch zu machen und etwas zu essen. Abschluss meiner Australienreise sollte der Besuch eines P!NK-Konzerts in der Rod Laver Arena sein. Bereits in Deutschland erfuhr ich von dem Konzert, holte mir jedoch zunächst noch keine Karte. Während meines Aufenthalts in Australien entschied ich mich allerdings doch dazu. Ich schaute, ob ich noch eine Karte bekommen kann und siehe da, es klappte und war ein gelungener Abschluss der Reise. Es folgte am nächsten Morgen lediglich eine Führung durch das Quality Hotel Batman’s Hill On Collins, in dem ich übernachtet hatte. Das Hotel, welches einst eine Bank war, hat wirklich seinen ganz eigenen Charme. Ganz besonders stolz ist der Manager auf die doppelte Fensterverglasung. Dies ist nicht selbstverständlich in Melbourne und dämmt die Geräusche der Stadt für einen erholsamen Schlaf. Ab der dem Hotel gegenüberliegenden Southern Cross Station gelangte ich mit dem SkyBus zum Flughafen. Eine erlebnisreiche Reise ging zu Ende und der Heimflug mit Qantas stand an. See ya, Australia.

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